Versklavung

Sie haben uns schlimmer als Hunde behandelt, erzählt Irina, 43 Jahre alt. Ich habe versucht zu fliehen, die Wächter haben mich eingeholt, sie haben mich halb tot geprügelt vor den Augen der anderen Sklavenarbeiter.
Sie haben mich mit einem Soldatengurt geschlagen, an der glühenden Sonne, damit die brennende Haut an der Sonne aufplatzt.

In den letzten Monaten soll infolge der Krise ein Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft entstanden sein.
In Russland hätten sich viele Tagelöhner zum Armeedienst gemeldet, wo der Sold höher ist, und damit einen Arbeitermangel auf dem Lande verursacht?
Es wäre nicht das erste Mal, dass eine grosse Zahl von Landwirten de facto Zwangsarbeiter ausbeuten, indem sie über skrupellose Vermittler einsame und benachteiligte Menschen einstellen.
Anderswo sind sogar Gerüchte im Umlauf, die sagen, dass Obdachlose zwangsweise als Kanonenfutter in die Ukraine verschleppt worden seien.

Falsche Versprechungen
Kleine Anzeigen, Scheinbüros für Arbeitsvermittlung oder auch in der Umgebung von Bahnhöfen, überall sind Sklavenjäger auf der Lauer.
Die obdachlosen Sans-Papiers sind eine ideale Beute.
Diese Sklavenhändler geben sich als Wohltäter aus und ködern ihre Opfer, indem sie ihnen interessante Löhne und ideale Arbeitsbedingungen versprechen.
Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte der Nachtbus eine anziehende Wirkung auf solche Menschenjäger. Eine stetige Wachsamkeit hat es ermöglicht, diese Geier des menschlichen Elends von der Umgebung der Haltestellen des Busses zu vertreiben. Siehe Artikel

Es ist zum Krepieren
Irina ist ihnen auch auf den Leim gegangen.
Aufgrund der schweren Arbeit, des Hungers und der Hitze verlor sie viel Gewicht und irrte nur noch umher.
Ich dachte, dass ich dort sterben würde. Die Chefs gaben mir keine Medikamente, nur Wodka vermischt mit schwarzem Pfeffer.
Irina konnte fliehen dank eines Sklaven, der hinausgeworfen wurde, da er Tuberkulose bekommen hatte.
Durch dessen Vermittlung informierte Irina ihre Familie, die sie befreien konnte.

Stellen Sie sich vor, ich wog nur noch 30 Kilos. So zur Polizei gehen und die Misshandlung anzeigen? Vergessen Sie es!
Eines Tages ist dort auch die Polizei aufgetaucht und hat uns Fragen gestellt. Wir sind alle stumm geblieben. Die Chefs hatten uns gewarnt: wenn sich jemand beklagt, wird er umgehend beerdigt.
Wenn in Russland ein Fall angezeigt wird, fragt die Polizei, ob das Opfer gefesselt ist. Ist das nicht der Fall, weigert sie sich meistens zu intervenieren und eine Strafuntersuchung zu eröffnen.

Diese Nachlässigkeit hat einen Grund
1956 hat Russland die Konvention über die Abschaffung der Zwangsarbeit unterzeichnet.
2014 wurde diese Konvention ergänzt durch ein Protokoll, das weitere Einschränkungen zur Verhinderung der Zwangsarbeit eingeführt hat.
Am 26. Juni 2018 hat die russische Regierung der Duma einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um diese Gesetzesänderungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu ratifizieren.
Dabei bestätigten die Russischen Funktionäre, die Ratifikation des Protokolls sei eine Formalität, da es keine Sklaverei in Russland gebe.

Straflosigkeit
Auch Chemelev hätte es fast erwischt. Nachdem er als Sans-Papier das Waisenhaus verlassen hatte, fand er sich direkt auf der Strasse wieder.
Eine Frau, eine hübsche Zigeunerin, hat mich angesprochen und mich gefragt, ob ich Hunger hätte. Was für eine Frage! Ich folgte ihr in eine kleine Wohnung, wo sie mir Borschtsch und etwas zu trinken gab.
Am nächsten Tag wachte ich auf, ich wusste nicht wo ich war, irgendwo auf dem Land, in einer Scheune mit zwei anderen Männern, die eine Woche vorher ungefähr auf die gleiche Weise dorthin gelangt waren.
Wir arbeiteten von morgen früh bis spät in die Nacht, nonstop, für schmale Kost, immer unter der Bewachung von Kraftprotzen mit Wachhunden.
Man sagte mir, dass sie einen töten könnten, daher bin ich kein Risiko eingegangen und habe den passenden Moment abgewartet, um abzuhauen.

Unzählige Sklaven
Im Jahr 2022, gibt es auf der Welt mehr als 50 Millionen Sklaven. Gemäss den neuesten Angaben der IAO ist mehr als die Hälfte davon Opfer von Zwangsarbeit.
Es ist schockierend, dass sich die Situation bezüglich der modernen Sklaverei nicht verbessert. Nichts kann das Weiterbestehen dieses Missbrauchs der Menschenrechte rechtfertigen, findet Guy Ryder, Generaldirektor der ILO.
Wir wissen, was zu tun ist, fügt er an und ruft die Regierungen, aber auch die Sozialpartner, die Zivilgesellschaft und die einzelnen Bürger auf, dieses Problem zu bekämpfen.

Bei Nochlechka machen wir alles um zu verhindern, dass die obdachlosen Sans-Papiers Opfer solcher Sklavenhändler werden.

Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihr Vertrauen. Unterstützen Sie weiterhin unsere Arbeit. Sie retten manches Leben.

Wichtig: Trotz der Tücken des Boykotts ist es uns immer noch möglich, unsere Unterstützungsbeiträge zu überweisen, die heute notwendiger sind als je.

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