12-12-15 Schutzwall gegen den Winter

tente 2In dem Moment, in dem die Kälte die Obdachlosen mit voller Härte trifft, baut Nochlezhka Schlag auf Schlag zwei ihrer drei Überlebenszelte auf.

 

Zuerst wurde am 1. Dezember in der Gasse Nejschlotskij das erste Zelt errichtet. Am 3. Dezember folgte die zweite geheizte Unterkunft auf der Allee „9. Januar gleich neben der Bahnstation „Obuchowo“.

 

 Video zu lesen.

 

Bleibt noch das letzte Zelt, das sein Quartier auf der Insel Wasiliewskij haben dürfte.

 

Die petersburger Nichtregierungs-Organisation verhandelt zur Zeit mit der Verwaltung des Bezirks.

 

Die Verwaltung hatte im vergangenen August ihr Einverständnis gegeben, widerriefen den Entscheid jedoch im letzten Moment.

 

Knüppel zwischen die Beine

Andrei Schapaev, verantwortlich für die Überlebenszelte, sagt über die Haltung der Verwaltung:
“Wir haben mit den Bezirken, welche die Errichtung der Zelte nicht unterstützen wollen, viele Probleme gehabt. Der Winter ist hart, ich meine dabei die Beziehungen mit den Verwaltungen.

 

Wie üblich haben wir sie diesen Sommer alle kontaktiert.

 

Ein einziger Bezirk, Kalininsky, hat uns zeitgerecht geholfen, am 1. Dezember 2015.
Frunsensky hat uns am 1. November zugesagt. Am 15. haben sie uns plötzlich darüber informiert, dass sie kein Geld haben für die Toiletten (ungefähr 900  EUR für 4 Monate).
Angesichts dieses Verhaltens haben wir den Ombudsmann für die Menschenrechte gebeten, uns zu helfen und der Verwaltung zu schreiben.

 

Am 3. Dezember hat uns Frunsinsky erlaubt, das Übelebenszelt zu installieren. Der Bezirk hat Private gebeten, die Toiletten zu finanzieren. Bestimmt hätten sie früher daran denken können.
Auf der Insel Wasiliewsky beabsichtigen wir, ein Zelt am selben Ort aufzubauen, wo wir bereits die zwei letzten Winter waren. Bis heute haben wir keine Antwort.
Nicht nur interessiert das Schicksal der Obdachlosen im Winter die Beamten nicht; im Gegenteil, sie werfen uns Knüppel zwischen die Beine”.

 

Nur Dank Ihrer Spende können diese Zelte existieren, können sich zweimal 60 Personen  vor der Kälte schützen und sich ernähren.

Herzlichen Dank, dass Sie uns weiterhin unterstützen    PC 10-7823669-3

 

Eine gefühllose Bürokratie

Das Zelt auf der Gasse Nejschlotskij wurde zwar in Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Kalininskij Bezirks aufgebaut, es muss aber unterstrichen werden, dass Nochlezhka weiterhin allein die schwere Last der Unterbringung der Obdachlosen trägt.

 

Seit 2007 ersucht die petersburger Organisation um Hilfe und ruft Verwaltung und Kirche dazu auf, den Zehntausenden zu helfen, die auf der Strasse leben.

 

Bis heute jedoch erfolglos.

 

Wenn man die Aussagen eines Vertreters des Sozialdepartementes der Bezirksverwaltung von Kalininskij hört, fragt man sich, weshalb sie nicht mehr tun angesichts der offensichtlich prekären  Lage.

 

Die Hauptaufgabe der Angestellten der Sozialhilfe-Instanzen umfasst nicht nur die  unentbehrliche Hilfe für die Obdachlosen, sondern auch die Suche nach Personen, welche Hilfe durch unsere Organisationen benötigen. Dazu gehören auch die Unterbringung und die medizinische Pflege“.

 

Ausser der drei Überlebenszelte von Nochlezhka hatten die Obdachlosen letztes Jahr nur zwei Orte, wo sie Schutz vor der Kälte fanden, ohne dabei auf kafkaeske bürokratische Probleme zu stossen:

 

Einer im Bezirk Primorskij, wo sich das Zelt der Hilfsorganisation „Malteserorden“ befand sowie im Admiraltejskij Bezirk.

 

Winter 2014-2015: 1194 Personen erfrieren!

„Dies ist nicht das erste Mal, dass wir darauf drängen, dass jeder Bezirk mindestens ein geheiztes Zentrum für die Obdachlosen einrichtet“, erklärt uns Andrei Tschapayev, verantwortlich für das Projekt „Überlebenszelte“.

 

„Mit etwas gutem Willen kann man immer einen Ort finden, der für ein geheiztes Zelt geeignet ist, damit die obdachlosen Bürger nicht die ganze Stadt durchqueren müssen, um einen geheizten Unterschlupf zu finden (sofern überhaupt einer existiert).

 

Angesichts der anhaltenden allgemeinen Interesselosigkeit müssen wir leider befürchten, dass die Todesfall-Statistiken für den laufenden Winter gleich tragisch aussehen werden wie jene des letzten Jahres“, fährt er desillusioniert weiter.

 

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