In den dunkelsten Stunden ist es wichtig, sich dem Licht zuzuwenden.
Die Obdachlosigkeit ist eine sehr verletzliche Lebensperiode. Im Winter benötigen die Obdachlosen ihre ganze Energie, um die elementarsten Bedürfnisse zu stillen. Das absolute Minimum, das es zum Überleben braucht, betont Daria Baibakova, die Leiterin von Nochlechka in Moskau.
Auch für sie
Wir sehen Leute, die gezwungen sind, auf all das zu verzichten, was für uns selbstverständlich ist: einen Apfel zu essen, einen Kaffee zu trinken oder einfach nur Socken zu tragen.
Für die Obdachlosen ist die Feststimmung am Jahresende völlig unzugänglich.
Bei Nochlechka sind wir der Meinung, dass sich niemand von der Gesellschaft und ihren Freuden ausgeschlossen fühlen sollte.
Deshalb haben wir unser Empfangszentrum dekoriert und in eine Märchenlandschaft verwandelt. Ausserdem offeriert Nochlechka während der Festtage eine aussergewöhnlich schmackhafte warme Suppe, eine Auswahl an Tee und Kaffee und manchmal auch frische Brötchen. Ganz kleine Zeichen der Hoffnung, erklärt Daria.
Ein Ausnahmemoment
Ich weiss, dass es schwierig ist, es zu glauben, fährt Daria fort. Aber wer würde denken, wenn er unser so festlich dekoriertes Empfangszentrum sieht, dass hier jeden Tag Duzende von obdachlosen Sans-Papiers kommen und um Hilfe bitten, um Kleider, eine Dusche oder ein Bett für die Nacht?
Unser Zentrum wurde von der Equipe des Floristen Anton Shuranov dekoriert. Sie haben das Gebäude mit Fichtenzweigen verziert, echte Weihnachtstannen aufgestellt, Lichter und Girlanden aufgehängt, und vor der Eingangstür thront ein beleuchteter Hirsch, erläutert Daria Baibakova.
Zu gut für sie?
Einige werfen uns vor, zu viele Dekorationen zu machen. Das sei zu schön für Obdachlose. Aber das ist es eben genau nicht, sagt Daria genervt.Unsere grosse Mission ist es, Bedingungen zu schaffen, die es einem Menschen, der auf der Strasse lebt, ermöglicht, sich in sicherem Rahmen ein neues Leben aufzubauen und ihm eine Wahl zu geben. Unsere Kunden sind ständig gezwungen, auf alles zu verzichten. Hier wollen wir sie eben nicht zur Bedürftigkeit zwingen.
“Nehmen Sie doch einen Pullover in der Farbe, die Sie lieben. Gönnen Sie sich eine Dusche, waschen Sie Ihre Kleider, schlafen Sie auf einem sauberen Kissen, nicht unter einer Autobahnbrücke … all das ist für Sie.” So lautet unsere Devise, fügt Daria an.
Aus dem gleichen Grund verteilen wir am Jahresende sehr viele Geschenke, damit sich die obdachlose Person nicht noch mehr als Randständige fühlt.
Neujahrsgeschenke für alle
Zu diesem Zweck rufen wir im Dezember sowohl in Moskau als auch in Sankt Petersburg zu einer grossen Kollekte auf, an der verschiedene Artikel gesammelt werden.
Ende November richteten wir einen Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger, damit sie uns die folgenden Dinge mitbringen:
Dosen mit raffiniertem Zucker, Schwarztee, Schokolade, Bonbons, Plätzchen, Becher mit Fertignudeln, Kartoffelstock und weitere Fertiggerichte, Fischkonserven, Seifen, Feuchttücher, Zahnbürsten, Zahnpasta, Socken in den Grössen 37-43, warme Schuheinlagen, Unterwäsche, Urintests, Binden, Deos, Babycreme, Einwegrasierer, Nagelscheren, Stirnlampen, Thermosflaschen, Nähkits, Kugelschreiber und Notizhefte.
Wenn das neue Jahr kommt, werden diese Geschenke an den Haltestellen der Nachtbusse, in den Empfangszentren und beim Nachtasyl verteilt.
Herzlichen Dank für die Unterstützung, die Sie uns zukommen lassen. Ohne Sie wäre das ganz einfach unmöglich, ergänzt Daria.
Unsere Aufgabe ist riesig. Helfen sie uns, Leben zu retten. Der Winter ist da.
Wichtig: Trotz der Boykottmassnahmen ist es uns weiterhin möglich, Ihre Unterstützungsbeiträge zu überweisen.