Ein unerschwinglicher Luxus

Wenn man auf der Strasse überlebt, ist sich waschen nicht selbstverständlich.
Angesichts dieser Tatsache starten Nochlechka und die Agentur Endy Ende August eine Sensibilisierungskampagne.
Sie richtet sich an die Bevölkerungen von St. Petersburg und Moskau, zahlreiche Schilder, Plakate und Kleber machen auf die grausame Realität aufmerksam.
Sauber zu sein, ist für Hunderte und Aberhunderte Russen ein unerschwinglicher Luxus.

Regen oder Dusche?
Gewisse zynische Geister werden dem entgegenhalten, dass Wasser vom Himmel fällt, um sich damit einigermassen zu waschen, als Bett eine Sitzbank dient und statt eines Kühlschranks, der Strom verbraucht, gibt es nichts besseres als Mülleimer mit verfallenem Essen.
Gegenüber diesem zweifelhaften Humor ist die Realität doch ganz anders, die Tatsache, sich nicht waschen zu können, verstösst unmittelbar gegen die Würde der Person.
Gegen diese Tatsache und die Ignoranz der Bevölkerung bekennt sich Nochlechka lautstark: die Hygiene muss für alle zugänglich sein.

Dusche
Rinat Gantsev, der kreative Verantwortliche von Endy, erklärt uns diese Sensibilisierungskampagne. Nochlechka kam zu uns und bat uns, diese Nachricht über die Zugänglichkeit zur Prophylaxe publik zu machen und um unser Interesse  für die  Tatsache zu wecken, dass der Mangel an Sauberkeit eine Person abweisend macht, sie kränkt und sie verhindert, in der Gesellschaft integriert zu sein.
Die Idee der Formel ≠ Douche ging uns beinahe sofort durch den Kopf. Sie lenkt die Aufmerksamkeit  nicht nur auf das Problem, sondern lässt das Projekt leicht erkennen.
Als sich Nochlechka an uns wandte, um Unterstürtzung zu erhalten, fügt Rinat Gantsev bei, haben wir keine Sekunde gezögert, eine der bekanntesten karitativen Organisationen des Landes unentgeltlich zu unterstützen.

Als ob wir nichts wüssten
Daria Baibakowa, die Direktorin von Nochlechka Moskau, unterstreicht die Exzellenz dieser Kampagne. Sie wünscht sich, dass die Leute endlich begreifen, dass die Sans-Papiers es nicht absichtlich machen, schmutzig und übelriechend zu sein. Man gibt ihnen ganz einfach die Mittel nicht dazu, anders zu sein, sagt sie.
Daria revoltiert gegen die Feststellung, dass diese Realität nicht ändert, niemals ändert.
Es ist doch verrückt, dass die Hygiene noch immer nicht allen zugänglich ist, die physischen Erscheinungen weiterhin einen schrecklichen Einfluss haben und die Leute sich erstaunt geben, als ob das Thema zum ersten Mal erwähnt würde, wenn man davon spricht. Ja, unglaublich.
Bei Nochlechka haben wir das vitale Problem bereits vor einigen Jahren erkannt, präzisiert Daria. In St. Petersburg wurden am 7. November 2020 Duschen für die obdachlosen Sans-Papiers eingeweiht. Eine Premiere in diesem Land. Und im August 2021 waren wir an der Reihe.
Mit dieser Kampagne suchen wir zu erreichen, dass die Behörden den Zugang zu den öffentlichen Bädern erleichtern. Nicht so öffentlich, wie sie sein könnten, da die Sans-Papiers keinen Zutritt haben und man zudem zahlen muss.

Die einfache Ignoranz
Es missfällt uns, dass unter uns gewisse übel riechen, aber es würde uns nie in den Sinn kommen, dass die obdachlosen Sans-Papiers schlicht keinen Ort haben, wo sie sich und ihre Wäsche waschen können, wiederholt Andrei Schapaev, bei Nochlechka verantwortlich für die humanitären Projekte.
Wir hoffen, dass wir mit dieser Informationskampagne auch die Stereotypen und Stigmata, die von Obdachlosen verbreitet werden, eliminieren zu können, einmal mehr zu zeigen, dass die Obdachlosigkeit ein Lebensumstand ist und nicht die Eigenschaft einer Person, sagt Andrei noch.

Unsere Aufgabe ist riesig, helfen Sie uns, Leben zu retten.

Wichtig: Trotz der Boykott-Massnahmen gelingt es uns immer, ihre finanzielle Unterstützung an Nochlechka zu übermitteln.

 

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