28-02-16 Spartakus

SpartakusSt. Petersburg, 25. Februar 2016, 18h30, Betreuungs-Zentrum von Nochlezhka.

 

Spartakus, 2-jährig, und seine Mutter bitten um Hilfe. Beide haben keine Ausweispapiere.

 

Nennen wir die Mama Irina. Sie ist eben aus dem Gefängnis entlassen worden, wo Spartakus geboren wurde.

 

Irina hat ihren Sohn zu Ehren des bekannten moskauer Fussballklubs Spartak „Spartakus“ getauft.

 

Wie viele andere hat Irina das Gefängnis ohne jegliche Papiere verlassen.

Es ist eine Manie des russischen Strafvollzugs-Systems, den Verurteilten ihren internen Pass und damit auch die gültig abgestempelte Propiska nicht zurückzugeben.

 

Spartakus existiert ganz einfach nicht

Irina ist deshalb zu Nochlezhka gekommen, um den juristischen Dienst zu bitten, sie bei den Bemühungen zur Wiedererlangung der wertvollen Papiere zu unterstützen.

 

Der Vater von Spartakus ist seit langem verschwunden; zudem hat er seinen Nachwuchs nie anerkannt. Da seine Mutter ohne Ausweise ist, existiert auch Spartakus in den Augen der petersburger Behörden ganz einfach nicht.

 

Ohne amtliche Anerkennung ist es für ihn unmöglich, Pflege zu erhalten oder zur Schule zu gehen.

 

Unwürdige Bedingungen

Nachdem die Formalitäten mit dem ehrenamtlich tätigen Juristen ausgefüllt waren, hat Nochlezhka Irina und Spartakus im Auto nach Hause gebracht. Der Freund, der sie beherbergt, wohnt weit weg.

 

Beim Hochsteigen der Treppen bis in den 5. Stock mit dem schlafenden, 13 Kilo schweren Kleinkind auf den Armen, muss ich stets daran denken, dass ich ein nicht existierendes Kind trage.

 

Vielleicht lässt sich Spartakus später vom gleichnamigen, aufständischen Sklaven inspirieren:

Spartakus wird die Sans-Papiers vereinigen, um sich gemeinsam gegen die unwürdigen Bedingungen zu erheben, welche ihnen die Verwaltung des Landes auferlegt.