25-11-15 Besuch der Vergangenheit

 Andreï

Ein unüblicher, geführter Besuch wurde am 15. November durch Andrei Schapaev organisiert. Andrei ist bei Nochlezhka verantwortlich für den Nachtbus.

Ganz besonders war dabei der Besuch des Ligowsky-Kanals und des umliegenden Quartiers, dem Ort, wo 1991 die petersburger Nichtregierungs-Organsiation gegründet wurde.

Siehe dazu die Reportage von ARTE (2004).

 

Auf dem Gebiet der Leibeigenen

Der erste Sitz von Nochlezhka befand sich in einem sehr verfallenen Gebäude von Ligowsky.

 

Der Standort wurde nicht zufällig so gewählt.

 

Ab 1700 lebten an den Ufern des Ligowsky die Leibeigenen von Peter dem Grossen. Diese beliebig verfügbaren Arbeitskräfte ermöglichten es ihm, St. Petersburg zu gründen.

 

Geheime Zufluchtsorte

Unter dem sowjetischen Regime war Ligowsky der Ort, wo sich die Strassenkinder versammelten. Er wurde ein heruntergekommenes Wohnquartier und geheimer Zufluchtsort für die Obdachlosen.

 

Zur Zeit des roten Reiches hatten die Obdachlosen keine Daseinsberechtigung.

 

Es war in der Tat unvorstellbar, dass im sozialistischen Paradies eine solche Problematik weiterbestand. Da Bettlerei nicht existieren durfte, existierte sie einfach nicht.

 

Man musste den Fall des Regimes im Jahr 1991 abwarten, bis eine Nichtregierungs-Organisation wie Nochlezhka gegründet wurde und die Sans-Papiers geschützt werden konnten.

 

Trotzdem leugnet die Regierung noch heute, 24 Jahre später, die Existenz von Millionen von russischen Sans-Papiers.

 

Ein didaktischer Ausflug

Natascha bestätigt, dass die 40 Studenten, die am Treffen mit der Vergangenheit teilnahmen, ordentlich erstaunt waren, als sie von der Wirklichkeit erfuhren, welche eine sehr grosse Anzahl der Obdachlosen betrifft:

 

“Man bemerkt das Problem der Obdachlosen tatsächlich, es ist überall sichtbar: auf den Strassen, am Eingang der U-Bahn und an andern Orten. Das Problem ist viel komplexer und tiefgreifender… Wir wussten nicht, dass ein grosser Teil von ihnen Opfer der Administration sind”.
Sein Weggefährte Anton fügt hinzu: “Bisher gab es keinen Grund, der uns zum Nachdenken über diese Seite des Lebens zwang”.

 

Gopnik

Hier, in Ligowsky, entstand das familiäre, slangartige Wort „Gopnik“.

 

Gopnik ist eine in ganz Russland gebrauchte herablassende Bezeichnung, wie eine Beleidigung.  Gopnik bezeichnet die Männer der untern sozialen Schichten.

 

Folgen Sie dem Besuch der Reportage von TV Life 78 (in russischer Sprache)

 

Ligovsky

Ligowsky Strasse (Jahre 90)