Vor Durst umkommen

Auf den Strassen von Moskau und St. Petersburg kann man buchstäblich vor Durst umkommen.
In diesen Städten haben zehntausende von obdachlosen Sans-Papiers keinen Zugang zu Trinkwasser.
Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung ist für die Leute auf der Strasse der Sommer gleich gefährlich wie der Winter.

Der mikrobielle Intubator
Im Sommer sind in den Perioden grosser Hitze die zwei Hauptrisiken die Dehydratation und die Hyperthermie, mit denen die Obdachlosen konfrontiert sind.
Die Obdachlosen, vor allem jene, die alkoholabhängig sind, denken nicht daran, genügend Wasser zu trinken, erklärt die Ärztin Lana Zhurkina von Charity Hospital.
Sie ergänzt: zudem tragen einige weiterhin alle ihre Kleider, was eine Erhöhung der Körpertemperatur provoziert, das zu Bewusstseinsstörungen führt und in den schwersten Fällen Bewusstlosigkeit verursachen kann.
Aber öfters führt diese Hirninsuffizienz zu verschiedenen Unfällen.
Im weiteren erleichtert diese Belastung der Körpers bei feuchter Hitze die Infektion bestimmter Wunden oder verschlimmert die Hautkrankheiten, an denen die Leute auf der Strasse leiden.

Handeln
Angesichts der Untätigkeit der staatlichen Sozialdienste, die seit zahlreichen Jahren andauert, versucht Nochlechka, diese schädlichen Effekte durch die Abgabe von Wasserflaschen zu mindern.
Entsprechend der Strenge des Thermometers verteilen wir im Juli, manchmal auch im August, tausende Liter.
2021 haben wir in St. Petersburg 3’587 Flaschen, entsprechend 1’878 Liter Trinkwasser verteilt und in Moskau 2’570 Flaschen oder 1’285 Liter Trinkwasser.
Das Wasser wird durch den Nachtbus den Leuten abgegeben.

Sich vergiften
Nochlechka macht immer wieder auf das Problem des Zugangs der Obdachlosen zu Trinkwasser aufmerksam.
In Russland haben die russischen obdachlosen Sans-Papiers überhaupt keinen Zugang zu Wasser und die seltenen Verteilpunkte sind für sie wegen fehlender Identitätspapiere die meiste Zeit unerreichbar.
Andrei Schapaev, verantwortlich für die humanitären Aktionen, informiert uns, dass die Obdachlosen zu oft gezwungen sind, Wasser aus den stark verschmutzten Wasserläufen (Flüsse und Kanäle) der Stadt zu trinken, was natürlich schädliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat.
Marina Kolmakowa von Charity Hospital wiederholt: die Obdachlosen löschen ihren Durst mit verseuchtem Wasser und lesen damit Durchfall, Krätze, Hepatitis, Ringelflechte, Pyodermie, Konjunktivitis, Otitis, Salmonellen, Amöben und Rotavirus auf.
Maria Kolmakova hängt an: Wasser ist unerlässlich für alles Leben, es kann aber auch der Grund zahlreicher Krankheiten sein oder gar den Tod verursachen.

Kein Tropfen den ganzen Tag
Neben dem Bus haben wir Pawlov getroffen, eine Flasche Wasser in der Hand, das Gesicht vom Überlebenskampf zerfurcht. Er erzählt uns von seinem Leidensweg:
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Trinkwasser zu haben. Ein wenig Geld verdienen und es kaufen, was in unserem Fall alles andere als offensichtlich ist oder auf die Toilette eines Restaurants oder einer Fastfoodkette zu gehen. Wenn unsere Kleider aber schmutzig sind, ist es schwierig, dorthin zu gelangen. Manchmal wählen wir unter uns eine Person aus, welche die am wenigsten dreckigen Kleider hat und für uns die Rolle des Wasserträgers übernimmt.
Es gibt Tage, an denen ich nichts zu trinken kaufen kann, wo ich vor Durst fast sterbe. Heute habe ich zum Beispiel bis 19h30 nichts getrunken.

Mit Flüssigkeit versorgen und informieren
Um diese Aktion erfolgreich zu gestalten, hat Nochlechka bei den Bürgern einen Aufruf für Wasserflaschen gemacht.
Mit dieser Operation sammeln wir nicht nur Trinkwasser für die Obdachlosen, erklärt uns Alexandra Popowa, Sozialassistentin bei Nochlechka, wir rufen der Gesellschaft die schrecklichen Bedingungen in Erinnerung, unter denen die Obdachlosen leben.
Unsere humanitäre Initiative sensibilisiert die Bürger, damit sie ihre Vorurteile gegenüber den obdachlosen Sans-Papiers zunehmend ändern und natürlich auch, dass unsere Wasserverteilung den Männern und Frauen erlaubt, zu trinken, ohne sich zu vergiften.

Die Obdachlosigkeit ist am 24. Februar nicht auf wundersame Weise verschwunden
Herzlichen Dank für ihr Vertrauen, unterstützen Sie unsere Arbeit weiterhin.
Sie rettet zahlreiche Leben.
Wichtig: Trotz der Boykottmassnahmen gelingt es uns immer noch, unsere mehr denn je notwendige finanzielle Unterstützung nach Russland zu transferieren.

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