Ihre Rechte verteidigen

Nach den ersten heroischen Jahren durchläuft die Konsolidierung von Nochlechka eine mehr politische Phase.
Zwischen 2001 und 2010 interessierte sich die Politik überhaupt nicht für obdachlose Sans-Papiers interessierte, weil sie für die Behörden gar nicht existierten. Es war daher von entscheidender Bedeutung, den Obdachlosen auf die eine oder andere Art Sichtbarkeit zu verschaffen.

Eine Prinzipienfrage
Für Nochlechka waren die 2000er Jahre eine Zeit, die ganz im Zeichen der Verteidigung der Menschenrechte stand, erinnert sich Maxim Egorow, der ehemalige Präsident. Unser erstes Ziel war daher, zu fordern, dass auch Menschen ohne festen Wohnsitz Rechte haben, einschliesslich der Individualrechte. Denn die Rechte einer Person ohne Papiere, die obdachlos ist, entlassen und beschimpft wird und der das Nötigste zum Überleben fehlt, müssen ausnahmslos anerkannt werden, fügt Maxim an.

Mit Hilfe des Gesetzes
Um dieses Bekenntnis zu untermauern, stützte sich der Anwalt Igor Zalmanowich Kralinski auf die geltende russische Gesetzgebung. Er erzählt uns: Wir haben die föderalen und regionalen Gesetze genau angeschaut und haben regelmässig jene angefochten, die der Konstitution oder dem gesunden Menschenverstand zuwiderliefen. Damals hatten wir weder richtige Büros noch ein computergestütztes Verwaltungssystem noch ein ausgearbeitetes Corporate Design. Wir waren ein kleines Team und jeder war für alles zuständig. Aber ich glaube, es war genau zu diesem Zeitpunkt, als wir die Art und Weise verändert haben, wie die Gesellschaft und der Staat obdachlose Sans-Papiers betrachteten. Sie sahen sie nun aus einem neuen Blickwinkel.

Innovative humanitäre Hilfe
Die 2000er Jahre sind auch geprägt durch die Einführung unserer bekanntesten humanitären Projekte, betont Maxim Egorov. Im Jahr 2002 öffnet die Unterkunft an der Borovaja-Strasse ihre Türen ebenso wie eine permanente Ausgabestelle.
Im Oktober 2006, angesichts des weissen Todes, dem jeden Winter obdachlose Sans-Papiers zum Opfer fallen, der Untätigkeit der Behörden und der Gleichgültigkeit der Politiker, entsteht das erste Überlebenszelt.
Im Jahr 2007 empfängt das erste Aufnahmezentrum seine Bewohner. Was die Ausgabestelle betrifft, so wissen nur wenige Leute, dass wir 2010 eine solidarische Boutique namnes “Horoshop” eröffnet haben. Dieses Projekt ist heute allgemein bekannt unter dem Namen der Ladenkette “Spasiba”. Nochlechka steht übrigens am Anfang dieser Kette. Denn wir haben verstanden, dass der Detailhandel wirklich nicht unsere Stärke ist und wir haben ihr daher die Geschäftsführung von “Horoshop” übertragen. Herzlichen Dank, “Spasiba”, für alles, was ihr auch heute noch für uns und für die anderen macht, erklärt Maxim Egorow.

Die Schweizer/-innen helfen mit
Anfangs Februar 2008 begegnet Pierre Jaccard Nochlechka während eines Aufenthalts in Sankt Petersburg und lernt die absurde Realität der russischen Bürger kennen, die ohne Papiere in ihrem eigenen Land leben.
Stark beeindruckt von der Arbeit von Nochlechka gründet er Suisse Solidaire Nochlechka, um die zahlreichen humanitären Aktionen der russischen NGO finanziell zu unterstützen. Seither besteht die Unterstützung trotz der politischen und durch den Krieg verursachten Veränderungen.
Ebenfalls im Jahr 2008 zögert Nochlechka nicht, sich direkt an den Kreml zu wenden. Und zum grossen Erstaunen antwortet der damalige Präsident Dimitri Medwedew.
Im Jahr 2009 setzt Nochlechka alles daran, dass die randständige Bevölkerung weiss, dass ein Gesetz allen Einwohner/-innen von Sankt Petersburg kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung garantiert.
Anfangs Januar 2010 wird ein zweites Überlebenszelt aufgestellt. Im gleichen Jahr fordert Nochlechka die Vizegouverneurin von Sankt Petersburg, Frau Kotskin, zum Handeln auf.

Seit den Anfängen hat sich Nochlechka sehr stark weiterentwickelt. Aber die Mission ist die gleiche geblieben: Personen ohne Identitätspapiere und ohne Obdach zu schützen und ihre Rechte zu verteidigen, ihnen zu helfen, wieder auf die Füsse zu kommen und sich im Alltag wieder zurechtzufinden.

Nächste Woche berichten wir über die Jahre 2011-2025, das goldene Zeitalter.

Seit 35 Jahren machen wir alles, um den Obdachlosen zu Hilfe zu kommen. Unsere Aufgabe ist riesig. Unterstützen Sie uns, damit sie wieder Hoffnung schöpfen können.

Wichtig: Trotz der Boykottmassnahmen können wir unsere finanzielle Hilfe weiterführen.

 

 

 

 

 

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