Frauen auf der Strasse

Auf der Strasse zu überleben ist eine permanente Herausforderung. Im Winter ist die Hoffnung noch kleiner. Für die Frauen ist dieser Chalenge noch anspruchsvoller.
In der Tat wissen wir, dass die Existenz einer obdachlosen Frau viel tragischer ist als die eines Mannes.

Doppelte Strafe
Einer der Hauptgründe der weiblichen Obdachlosigkeit ist die interfamiliäre Gewalt. Um ihr zu entfliehen, landet die Frau auf der Strasse.
Dort erwartet sie eine andere Gewalt.
Jene des Hungers, der Promiskuität, des Schmutzes, das grausame Fehlen der Hygiene, jene der physischen, sexuellen und moralischen Aggressionen.
Man stellt bei den Frauen ein Herunterspielen oder Negierung der erlittenen Misshandlungen fest, erklärt Dr. Sergey Levkov von Charity Hospital. Sie haben die Tendenz, ihr Unglück zu verbergen, keine Hilfe zu verlangen, wie übrigens viele durchschnittliche Frauen, fügt er bei.

Eine spezifische Hilfe
Dieser Aspekt ist Nochlechka nicht entgangen, vor allem Daria Baibakova nicht, der Direktorin von Nochlechka Moskau.
Der Zustand erzeugt eine starke Verwundbarkeit. Die obdachlose Person verliert ihre soziale Orientierung. Dies provoziert ein Gefühl der Unsicherheit, einen Mangel an Selbstvertrauen.
Dies trifft besonders für obdachlose Freuen zu, die zudem noch die sexistische Gewalt erleiden und auch spezifische Bedürfnisse haben. Die Hygiene ist verschieden, die Empfängnisverhütung  ebenfalls.
Dafür schlägt Nochlechka seit zahlreichen Monaten gegenseitige Hilfe für obdachlose Frauen vor, sagt uns Daria.

Endlich
Zu lange machten unsere Aktionen keinerlei geschlechtsspezifischen Unterschiede, fährt sie weiter.
Vielleicht durch den Umstand, dass die obdachlosen Frauen weniger zahlreich sind als die Männer (20%), dass sie diskreter sind, auch versteckter.
Aber trotzdem. Dies war kein Grund. Es war an der Zeit, dass wir reagierten.
Wir haben eine Broschüre für die obdachlosen Frauen ohne Papiere erarbeitet und haben diese anschliessend weiträumig verteilt. Nicht nur an unserem Empfangszentrum und an den Haltestellen des Nachtbusses, sondern auch ein wenig überall in Moskau, jedesmal, wenn wir auf eine der umherirrenden Frauen stiessen.

Ein unverzichtbares Werkzeug
Diese Broschüre zeigt den Frauen, wo sich die Haltestellen des Nachtbusses befinden, sie präzisiert die Möglichkeiten, unsere Spezialisten, Sozialassistentin, Psychologe oder Jurist, zu treffen. Wo sich duschen, die Kleider waschen, ihnen zu sagen, dass wir ihnen exklusive Räume anbieten.
Die Publikation informiert, dass wir einen Raum haben, um sie zu empfangen, dass wir Präservative, Schwangerschaftstests und Damenbinden abgeben, aber auch Unterwäsche, Kleider.
Diese Schrift informiert sie ebenfalls über unseren Willen, ihnen im Falle einer Schwangerschaft zu helfen, bei Gewaltakten oder beim Entscheid, die Prostitution aufzugeben.
Das Wichtigste für uns ist, dass keine Frau mehr Angst haben muss, sich nicht mehr schämen muss und vor allem, dass sie mit ihren Problemen in diesem schwierigen Lebensabschnitt nicht mehr allein ist.
Dass
sich die obdachlosen Frauen in Sicherheit fühlen, ihre Würde wiederfinden, unterstreicht Daria noch.

Gegen die Traumata kämpfen
Diese Frauen haben uns jeweils im Beisein von Männern ihr Unbehagen mitgeteilt, hat  Daria Baibakova konstatiert.
Weil die Anwesenheit von Männern den Kampf gegen die Ängste schwierig macht, hat Nochlechka besondere Zeitpläne auf die Beine gestellt, speziell für die obdachlosen Frauen.
Wir haben unsere Zeitpläne angepasst, Momente ausschliesslich für sie organisiert.  Die Mund-zu-Mund-Weiterverbreitung hat geklappt.
Seither kommt eine grössere Anzahl Frauen zu uns, um Hilfe zu bekommen, unsere Duschen zu benützen, unseren Wäscheservice, den Coiffeur.
Die Tatsache, die Bereiche geschlechtergetrennt zu machen, sich spezifisch für die obdachlosen Frauen ohne Papiere zu interessieren, hat sichtbare Resultate gezeigt.
In diesem reservierten Ort sind die Anwesenden weniger verloren und weniger passiv, sie zeigen sich interessiert, machen mit, arbeiten.
Kürzlich hat sich eine Frauengruppe gebildet. Sie haben eine Wohnung gemietet und haben so eine gewisse Autonomie erhalten, vor allem auch eine gewisse Sicherheit,  folgert Daria daraus.

Unsere Aufgabe ist immens, helfen Sie uns, mehr Humanität zu geben. Zudem ist es immer noch Winter.

Wichtig: trotz der Boykott-Massnahmen gelingt es uns immer, ihre finanzielle Unterstützung zu transferieren.

 

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