Allein für Frauen

Wissen Sie, für uns obdachlose Frauen ist das Leben auf der Strasse um einiges komplizierter als für unsere männlichen Kollegen, erzählt die dreissigjährige Olga, die wir im Moskauer Aufnahmezentrum angetroffen haben.
Unsere Hygienebedürfnisse wie auch unsere Verhütungsmöglichkeiten sind anders. Hinzu kommt zuweilen die Frage, ob wir schwanger sind oder nicht.

Auch sie
Man muss nicht meinen, dass wir, nur weil wir obdachlose Sans-Papiers sind, keine Partner haben, dass sich nicht auch Paare bilden und dass wir keine sexuellen Beziehungen haben, erzählt Olga weiter.
Natürlich ist das nicht unsere wichtigste Sorge, bei weitem nicht. Dazu kommt, dass die Umgebung für Rendezvous alles andere als idyllisch ist: zerfallene Häuser oder schmuddelige Plätze auf brachliegendem Gelände.

Den Frauen helfen
Solche Aspekte der Obdachlosigkeit sind Nochlechka nicht entgangen. Seit einigen Wochen richtet die Organisation ihre Aufmerksamkeit daher vermehrt auf die spezifischen Bedürfnisse der Frauen.
So wurde kürzlich eine Verteilaktion von Schwangerschaftstests organisiert, und es erging ein Aufruf an die russischen Frauen, sich daran zu beteiligen.

Daria Baibakova, die Direktorin von Nochlechka Moskau, berichtet uns von dieser neuen Aktion:
Um ehrlich zu sein, zu Beginn waren wir etwas nervös. Für uns war diese Spendensammlung nicht nur eine Antwort auf einen wichtigen Notstand, sondern ebenfalls eine Einladung an unsere Mitbürgerinnen, die weibliche Obdachlosigkeit und die daraus entstehenden Bedürfnisse besser zu verstehen.

Wir wollen nicht, dass eine obdachlose Frau als eine „Frau wie eine andere“ angesehen wird, sondern als eine „Frau, wie ich eine bin“. Denn die grundlegenden Bedürfnisse aller Frauen sind ähnlich.

Das Resultat überstieg unsere Erwartungen
Erfreut haben wir festgestellt, wie Hunderte von Frauen aus Sankt Petersburg und Moskau sich engagiert haben, um obdachlosen Frauen zu helfen. Sie haben uns Schwangerschaftstests gespendet, aber auch Präservative und Artikel für die Intimpflege. Um derartige Produkte zu sammeln, haben sie sich auf den sozialen Medien untereinander ausgetauscht.
Die Hilfe, die sich aus diesen Kontakten entwickelt hat, ist enorm. Sie hat sehr deutlich die sozialen Barrieren überwunden und böswillige Gerüchte zum Verschwinden gebracht.
Wie wir es erhofften, wissen die Durchschnittsbürgerinnen dank dieser solidarischen Bewegung nun ein bisschen besser, was Obdachlosigkeit bedeutet und wie der Alltag derer ist, die ein Leben auf der Strasse führen müssen.

Dargebotene Hände
In Sankt Petersburg haben wir 925 Schwangerschaftstests gesammelt und in Moskau 1’065.
Wir haben sie in unseren Nachtbussen und Aufnahmezentren verteilt. Den Tests haben wir einen Zettel beigelegt, auf dem steht, dass eine obdachlose Frau sich an uns wenden kann, wenn sie schwanger ist.
Wir sind dazu da, sie zu unterstützen und zu beraten und ihr die Hilfe zukommen zu lassen, die sie will.
Den obdachlosen Frauen verteilen wir auch Präservative, Binden und Unterwäsche. Wir bieten ihnen zudem einen Aufenthaltsraum an, Duschen, Kleider und einen Waschsalon.

Wir wollen, dass keine Frau Angst haben oder sich schämen muss. Und wir wollen vor allem, dass sie mit ihren Problemen nicht allein ist in ihrer schwierigen Lebenssituation, sagt Daria zum Schluss.

Unsere Aufgabe ist riesig. Helfen Sie uns dabei, mehr Menschlichkeit zu schenken.
Mehr als je brauchen wir Ihre unersetzliche Unterstützung.

Wichtig: Trotz der Tücken des Boykotts ist es uns immer noch möglich, unsere Unterstützungsbeiträge zu überweisen

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