Der Winter kommt, die schlimmste Saison für einen Obdachlosen. Und Sergei wird dem nicht widersprechen.
Wissen Sie, für uns auf der Strasse Überlebenden ist die Saison mit den grossen Kälten schrecklich. Wir können wohl mehrere Kleiderschichten übereinander tragen, die Kälte attakiert uns trotzdem rücksichtslos, andauernd. Und dann die Feuchtigkeit. Sie ist in St. Petersburg immer da, mit all dem Wasser rundum. Sie nagt an unserem Körper.
Im Winter überleben ist eine verrückte Wette und viele von uns gewinnen sie nicht.
Die Unterkünfte der letzten Chance
Andrei Schapaev, verantwortlich für die humanitären Aktionen bei Nochlechka, unter anderem für die Überlebenszelte, teilt uns mit, dass während der letzen Saison übere tausend Obdachlose erfroren.
Jahr um Jahr dasselbe Drama und die schrecklichen Zahlen ändern nichts an der Gleichgültigkeit der städtischen Administration.
Stellen Sie sich vor, fügt Andrei empört bei, man zählt in Sanktpet über 60’000 Obdachlose, unsere beiden Zelte können jeden Abend rund hundert Personen aufnehmen. Es gibt andere karitative Vereinigungen, die ebenfalls von diesen Unglücklichen beherbergen. Wenn man sehr, sehr optimistisch ist, finden 400 bis 500 Personen im Winter jede Nacht einen Unterschlupf. Und die andern? Alle die andern?
Wärmeinseln
Seit 15 Jahren empfangen unsere zwei Zelte obdachlose Sans-Papiers und retten dadurch sehr viele Leben, fährt Andrei Schapaev weiter.
Diesen Winter befindet sich eines der Zelte in der Nähe der Untergrundstation Wassileostrowskaya, das andere zwei Schritte der Station Ploschad Muschestwa.
Von Mitte Oktober bis Mitte März finden Frauen, Männer und machmal Kinder hier Zuflucht, Sicherheit, Essen, Kleider und erste Hilfe.
Für die Bodenteppiche gibt uns die Firma Tramontana Unterstützung. Seit Anfang Oktober läuft ein Aufruf an die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt, dass sie zu sehr günstigen Bedingungen Obdachlose aufnehmen und uns so die Aufgabe erleichtern.
Die Kosten für jede beherbergte Person beläuft sich auf 2 Franken. Wenig, um ein Leben zu retten, sagt uns Andrei noch.
Die Angst
Sinnlos, die Angst abzustreiten, angesichts des Winters haben wir alle, gibt Yana zu, die wir in der Umgebung des Überlebenszeltes antreffen.
Wissen Sie, wir haben zu viele unserer Leidensgenossen erfrieren sehen oder erlebt, dass sie sich ein Bein oder einen Fuss amputieren lassen mussten. Wie stellen Sie sich vor, bei minus zwanzig, minus dreissig Grad zu überleben? Wie?
Helfen Sie uns, Leben zu retten
Letzte Saison haben wir Dank Ihnen 1’128 Personen schützen können.
Wichtig: trotz der Boykott-Massnahmen gelingt es uns immer, unsere mehr denn je unverzichtbare Hilfe zu transferieren.