Hindernislauf

Der Einfallsreichtum der Beamten, um die Erteilung einer administrativen Identität zu refusieren, ist unglaublich, ruft Tatiana, soziale Mitarbeiterin bei Nochlechka, in den Raum.
Es ist kafkaesk, ergänzt sie, die Abteilung für Migration hat mehrmals wiederholt, dass die Dokumente an einen reellen Wohnsitz gebunden sind. Da Kirill ohne die Papiere aber kein Zimmer mieten kann, hat er schlicht und einfacht keinen reellen Wohnsitz.
Die Schlange beisst sich in ihren Schwanz.

Nicht mehr existieren
Wenn Sie in Russland aus irgendeinem Grund ihre Propiska verlieren, existieren Sie für die Verwaltung nicht mehr und Sie verlieren dadurch alle ihre Bürgerrechte.
Dies ist Kirill passiert.
Kirill ist sehr oft umgezogen. Er wurde in Azerbaidschan geboren und hat dort bis zum 22. Lebensjahr gelebt. Dann war er gezwungen, nach Turkmenistan umzuziehen. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hat er seine sieben Sachen gepackt und hat sich in der Region von Moskau niedergelassen, er hatte dort Bekannte.
Kirill erklärt uns: vor acht Jahren habe ich meine Identitätspapiere verloren. Am Anfang war dies nicht so wichtig: die Arbeit war nicht offiziell und ich logierte bei meinen Kumpeln.
Aber im Laufe der Jahre hat sich meine Situation wirklich verschlechtert. Den Freunden, die Sie zu Beginn beherbergen, wird dies überdrüssig, die Arbeitgeber profitieren davon, dass Sie ein Sans-Papier sind, um sie auszunützen. Schlussendlich endet man auf der Strasse, mit nichts, wie ein Nichts.
Und selbst wenn man eine reelle, lebende Person ist, ist es, wie wenn Sie nicht mehr existierten.

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben
Als Kirill uns dies alles erzählt hatte, haben wir einen Plan ausgearbeitet, damit er alle seine notwendigen Papiere wieder zusammentragen kann, präzisiert Tatiana.
Die Botschaft von Azerbaidschan, Kirills Geburtsland, hat uns geantwortet, dass sie unsere Anfrage nur positiv beantworten kann, wenn Kirill einen Identitätsausweis hat.
„Aber dies ist es ja gerade, Kirill hat keinen Identitätsausweis, deswegen kontaktieren wir Sie ja“…..
Dank Beharrlichkeit und zahlreichen Erklärungen hat Kirill seinen Ausweis schlussendlich erhalten. Ein Ausweis, der in den Augen der russischen Einwanderungsbehörde wertlos ist, da Kirill keinen festen Wohnsitz hat.
Er konnte keinen festen Wohnsitz haben, da er einen Identitätsausweis benötigt, um ein Zimmer zu mieten. Etc., usw., usw., usw.

Wir geben niemals auf
Hier sind wir, fährt Tatiana fort. Wir geben nicht auf. Wir fahren fort, weitere Beweise von Kirills Existenz zusammenzutragen. Und wenn nötig, bringen wir seinen Fall vors Gericht.
Ohne diese Propiska können Sie nicht einmal eine Bahnfahrkarte kaufen. Ohne sie ist dem obdachlosen Sans-Papier die Rückkehr in die Gesellschaft nicht möglich.
Für eine in der Sowjetunion, aber nicht auf dem Gebiet der Russischen Föderation geborene Person wird es noch schwieriger. Sie muss nachweisen, dass sie Bürgerin ihres Geburtslandes ist. Der Fall von Kirill zeigt aber, dass dies ganz und gar nicht einfach ist.
Unsere Juristen schätzen, dass ein Abkommen über den Datenaustausch zwischen den Staaten helfen würde, diese Probleme schneller zu lösen. Für Leute in Schwierigkeiten wäre es viel einfacher, die nötigen Dokumente zu erhalten.
Im Moment sind wir jedoch absolut nicht auf dem Weg dazu.

Ein ständiger Kampf
Sei es in St. Petersburg oder in Moskau, an beiden Orten kämpfen die Juristen täglich gegen die behördlichen Absurditäten, um den Sans-Papiers zu ermöglichen, ihre Identität wieder zu erlangen, Voraussetzung, um einen menschlicheren Alltag zu erreichen.
Im besten Fall dauern diese administrativen Schritte zahlreiche Wochen, manchmal gar ein ganzes Jahr oder sogar noch mehr.
Je grösser die Verzögerungen sind, desto länger vegetiert der Sans-Papier auf der Strasse und seine Chancen für die Wiedereingliederung oder gar für sein Überleben sinken.

Unsere Aufgabe ist immens, helfen Sie uns, Leben zu retten.

Wichtig : Trotz der Tücken des Boykotts ist es uns immer noch möglich, Ihre Unterstützungsbeiträge zu überweisen.

 

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