Hilfe zum Überleben

Sie akzeptieren endlich, ihn zu hospitalisieren. Wie hart war es doch, ihnen klarzumachen, dass Irina soeben einen Herzinfarkt erlitten hat.
Ja, die obdachlosen Sans-Papiers haben ebenfalls diese Art von Krankheit, ja, sie auch, sagt uns Veronica, freiwillige Ärztin bei Charity Hospital, die wir in einem der Überlebenszelte, jenes bei der Metrostation Ploschad Muschestva an der Politechnikums-Strasse angetroffen haben.

Veronica und ihre Kollegin Andrea beendeten die Untersuche an der Obdachlosen, die an diesem Ort Unterkunft für die Nacht gefunden hatte, nichts deutete auf eine derartige Emotion hin.

Rechzeitig intervenieren
Wir müssen zugeben, erwähnt Veronica, dass wir bei der Untersuchung von Irina, dieser kleinen Grossmutter, nichts bemerkt haben.
Es ist wahr, sie schien recht schwach, schwitzte stark, es war ihr übel, aber im Zusammenhang mit der Obdachlosigkeit können diese Symptome eine Vielzahl von Gründen haben, erläutert Andrea.
Zum Glück, fügte sie bei, hat uns der Nachbar von Irina beim Verlassen des Überlebenszeltes daraufhin angesprochen und wir konnten rechtzeitig intervenieren.
Ja, zum Glück, ergänzt Veronica, die kalte Luft beim Zelteingang tief einatmend.

Eine besorgniserrende Premiere
Andrea und Veronica müssen einen guten Moment warten, bis die Ambulanz eintrifft. Diese bestätigt die Diagnose und beginnt mit der medizinischen Versorgung der Patientin.
Für Andrea und mich ist es das erste Mal, dass wir mit einem bestätigten Herzinfarkt konfrontiert werden, sagt uns Veronica.
Als die Ambulanz einmal abgefahren ist und die Übergabe der Kranken ins Krankenhaus von Sestroretsk bestätigt hat, beenden die beiden Freiwilligen von Charity Hospital die Einträge ins Dossier und fahren weiter zum nächsten Überlebenszelt auf der Insel Wasilievsky, eine gute halbe Stunde Autofahrt.
Diese Nacht sind die Hauptverkehrsadern gut geräumt, der Schnee stört den dichten Verkehr nicht.

Leben retten
Man kann ohne zu übertreiben sagen, dass die gewonnene Erfahrung der Freiwilligen des Charity Hospitals einmalig ist und auf keinen Fall unterschätzt werden darf.
Grund dafür sind die verschiedenen Verknüpfungen und die Atmosphäre, in die Ärzte, Assistenten und das Pflegepersonal getaucht werden.
Ihre Patienten leiden alle an verschiedenen Pathologien, die sie auf der Strasse aufgelesen haben und die sich in der gegenwärtigen Winterzeit infolge des andauernden, zu agressiven Wetters verschlimmern, dem die geschwächten Körper ausgesetzt sind.
Selbst erfahrene Ärzte versichern, dass sie niemals diese unerlässliche Erfahrung erworben hätten, wenn sie im Krankenhaus geblieben wären.
Und die Medizinstudenten, die das Glück hatten, mit Nochlechka, mit den obdachlosen Sans-Papiers zu arbeiten, hätten die damit gesammelte Erfahrung niemals in der Klasse gemacht.

Wo ist der Staat?
Veronica hat Schwierigkeiten gehabt, den Schlaf zu finden, wie sie uns erzählt:
Zuhause zurückgekehrt, konnte ich nicht anders, als daran zu denken, was passiert war, ich habe das Ereignis immer und immer wieder in meinem Kopf wieder neu erlebt.
Vieles hätte besser gemacht werden können. Dies ist eine grosse Lektion. Vorerst eine Lektion des vollen Bewusstseins und der Selbstkritik, aber welch eine Lehre.
Ein solches Ereignis, sagt sie noch einmal, zeigt auch, in welchem Masse die obdachlosen Sans-Papiers vom Staat völlig im Stich gelassen sind. Ohne unsere Präsenz und jener von Nochlechka wäre diese Grossmutter jetzt tot.

Wir möchten soviel mehr tun, aber wir sind immer am Limit unserer finanziellen Mittel.

Helfen Sie uns, ihnen auch während während der Wintersaison zu helfen.
Retten wir Leben.

Falls Sie einen Obdachlosen treffen:

– Offerieren Sie ihm Wasser, warmen Tee oder Essen, dies hilft, einen vertrauensfördernden Kontakt herzuerstellen.
– Falls eine Person nicht in der Lage ist, Ihnen zu antworten, wenn sie Schwierigkeiten beim Sprechen, mit der Bewegungskoordination hat oder wenn Vergiftungserscheinungen sichtbar sind, rufen Sie eine Ambulanz.
– Beschreiben Sie die Symptome, die Sie sehen, auf eine verständliche Art.
– Insistieren Sie darauf, dass die Gesundheit und das Leben einer Person schwer gefährdet sind.
– Bleiben Sie in der Nähe des Obdachlosen und warten Sie die Ankunft der Ambulanz ab.
– Versichern Sie sich eine halbe Stunde später, dass die Ambulanz den Patienten sicher ins Krankenhaus gebracht hat.

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