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Das Überleben auf der Strasse, eine Herausforderung. Man könnte glauben, der Winter sei die gefährlichste Jahreszeit. Wenn sie für den obdachlosen Sans-Papiers die Furchterregendste ist, so verschont sie auch der Sommer nicht.
In der Tat sind die Sommerhitze, die hohe Luftfeuchtigkeit und das entscheidende Fehlen an Flüssigkeit ein tödlicher Cocktail für die Bewohner der Strasse.
Der mikrobielle Wärmeschrank
Im Sommer, erklärt uns die Ärztin Lana Churkina, sind in den langen Hitzeperioden die hauptsächlichsten Risiken, mit denen die Obdachlosen konfrontiert sind, die Dehydration und der Hitzschlag.
In der Tat denken die Obdachlosen, besonders die Alkoholabhängigen, nicht daran, genügend Trinkwasser zu konsumieren.
Zudem provozieren die übereinander getragenen Kleiderschichten eine Erhöhung der Körpertemperatur, was Bewusstseinsstörungen hervorruft. In den schlimmsten Fällen führt dies zur Bewusstlosigkeit.
Am häufigsten führt dieser Verlust an geistiger Wachsamkeit zu zahlreichen Unfällen, fährt Lana Churkina fort. Diese Mazeration des Körpers erleichtert die Infektion bestimmter Wunden, verschlimmert Hautkrankheiten, unter anderem die Pyodermie, an welcher viele Leute auf der Strasse leiden.
Eine vergiftete Flüssigkeit
Für einen Obdachlosen ist es sehr schwierig, den Durst zu stillen. Die öffentlich zugänglichen Orte mit Trinkwasser sind sehr rar. In den privaten Geschäften wie Restaurants und Grossverteiler sind sie absolut unwillkommen. Zudem ist Hahnenwasser nicht empfohlen.
Bleibt das stark verschmutzte Wasser aus Flüssen und Kanälen.
Ist das Wasser für jegliches Leben unerlässlich, so kann es ebenfalls Vektor für viele Krankheiten sein und manchmal den Tod herbeiführen, unterstreicht die Ärztin Marina Kolmakowa von Charity Hospital.
Wenn Obdachlose unsauberes Wasser zu sich nehmen, sind die sanitären Konsequenzen katastrophal, präzisiert sie. Sie bekommen Durchfall, Hepatitis, nehmen Salmonellen, Amiben und Rotavirus zu sich.
Trinken? Ja, aber wo?
Angesichts dieses wiederkehrenden Problems verteilt Nochlechka jeden Sommer häufig Wasser und erlässt Appelle an die Bewohner von St. Petersburg und Moskau.
Offerieren auch Sie ihnen Wasser, wenn Sie können, aber auch Mützen, Sonnenbrillen, Mehrzweckflaschen, Feuchttücher, saubere Socken und Unterwäsche.
Rufen Sie den Rettungsdienst, wenn Sie eine bewusstlose Person sehen. Sie sind verpflichtet, zu intervenieren. Falls sie es nicht tun, können Sie Klage einreichen, informiert Andreï Chapaev, verantwortlich für humanitäre Aktionen.
Kein Tropfen den ganzen Tag
Wir treffen ihn neben dem Nachtbus, eine Flasche mit frischem Wasser in der Hand, Pawlov, mittleren Alters, das Gesicht vom Überlebenskampf zerfurcht, erzählt uns seine Leidensgeschichte:
Wissen Sie, es gibt nur zwei Möglichkeiten, Trinkwasser zu bekommen. Ein wenig Geld verdienen und es kaufen, was angesichts unserer Erscheinung kaum möglich ist oder in die Toiletten eines Fastfood-Restaurant zu gehen. Wenn unsere Kleider schmutzig sind, ist es aber schwierig, in die Toiletten zu gelangen, um Wasser zu trinken und unsere Flasche zu füllen. Manchmal bestimmen wir unter uns die Person mit den am wenigsten schmutzigen Kleidern, um für uns die Rolle des Wasserträgers zu übernehmen.
Es gibt Tage, wo ich buchstäblich vor Durst verrecke. Heute habe ich zum Beispiel vor 20h30 nichts getrunken, bevor wir uns hier getroffen haben.
Bis heute haben die obdachlosen Sans-Papiers in Moskau nicht weniger als 1’737 Liter Wasser erhalten, in St. Petersburg sind es 970 Liter.
Ohne ihre finanzielle Unterstützung könnten wir diese humanitären Aktionen nicht durchführen.
Unsere Aufgabe ist riesig, helfen Sie uns, mehr Humanität zu geben.
Wichtig: trotz der Boykott-Massnahmen gelingt es uns immer, Ihre finanzielle Unterstützung zu transferieren.