Was den Besucher bei Nochlechka beeindruckt, ist die dort herrschende warme Professionalität.
Horizontale Organisation
Trotz des Ernstes der Thematik spürt man sie zwischen den Angestellten, den Freiwilligen, eine Begeisterung, eng verbunden mit einer grossen Genauigkeit bei der Ausführung der laufenden Aktionen und den zukünftigen Projekten.
Diese Philosophie, dieses Engagement auf hohem Niveau wird veranschaulicht durch einige Angestellte, die eine gut bezahlte Arbeit verlassen haben, um bei Nochlechka für einem sehr bescheidenen Lohn zu arbeiten.
112-B, Borowaia ulitsa
Vor elf Jahren war das Aufnahmezentrum der Nichtregierungsorganisation ziemlich schäbig, die Ressourcen minimal und die den Obdachlosen ohne Ausweis erbrachte Hilfe verlangte Unmögliches.
Eine Dekade später und laufend überarbeiteten Verfahren ist der Kontrast frappant. Heute ist die Arbeitsumgebung freundlich, farbig. Die verschiedenen Angebote, sozial, juristisch und die Kleiderabgabe haben funktionale Räume gefunden.
Vor allem aber gibt sich Nochlechka ganz besonders Mühe, damit sich ihre Gäste, ihre Obdachlosen, ihre Kunden, wie sie sie nennt, sich als Menschen fühlen können wie Sie und ich.
Der Sinn fürs Besserfühlen und die Effizienz lenkt die Tätigkeit von Nochlechka
Die Schlafsääle sind hell, die Betten von schicken, hellblauen Vorhängen umgeben, es gibt Duschen, Waschmaschinen, die Bibliothek ist mit einem Komputer ausgerüstet, zahlreiche Stecker ermöglichen das Aufladen des Telefons. Nochlechka beherbergt rund fünfzig Personen.
Draussen im Hof wurden mehrere farbige Container aufgestellt. In einem werden die Kleiderspenden entgegengenommen, ein anderer hat Duschen, ein dritter wurde als Wartsaal eingerichtet, wo eine Anzeigetafel den Aufruf zu den Beratern sicherstellt.
Dort gedulden sich die Obdachlosen, bis die Reihe an ihnen ist, entweder für die juristischen oder die sozialen Beratungen oder um Kleider und Hygieneprodukte entgegenzunehmen. Man bietet hier Suppe und heissen Tee an.
Die unmittellbare Zukunft
Angesichts des Wachstums der Nichtregierungsorganisation (NGO) und der Enge der heutigen Büros wurde an der Tschaikowsky-Strasse 25 in St. Petersburg ein zweiter Standort errichtet. Von der Hausbesitzerin grosszügigerweise kostenlos zur Verfügung gestellt, vereint dieser Raum den Informations-, den Werbe- und den Kommunikationsservice.
Zwei im Entstehen begriffene Projekte beanspruchen die Aufmerksamkeit.
Ein neues, permanentes Empfangszentrum für rund zehn Personen, wo auch Duschen und eine Wäscherei installiert sind. Ein über drei Jahre altes Projekt, das endlich beginnt, konkrete Formen anzunehmen. Die Grundstückmiete ist unterschrieben worden, die Verhandlungen für die Zuleitung des Wassers und der Elektrizität sind in vollem Gange. Mit etwas Optimismus kann die Eröffnung im Oktober stattfinden.
In Moskau wird eine Antenne von Nochlechka eröffnet. Bereits letztes Jahr liefen entsprechende Bemühungen in dieser Richtung, unter anderem die Eröffnung einer Wäscherei. Es war nicht möglich. Nochlechka gibt aber nicht auf.
Statt diese gemeinnützigen Projektezu unterstützen, legen die Verwaltungen, die Behörden in Moskau wie in St. Petersburg unverständlicherweise Hindernisse in den Weg.
Die Anerkennung
Die fortwährende Sensibilisierung des petersburger Publikums und der Medien trägt langsam Früchte. Die Problematik, welche die russischen Bürger ohne Propiska trifft, wird zunehmend erkannt. Die Petersburger unterstützen die Projekte der NGO vermehrt, ihre Spenden nehmen leicht zu.
Wichtige russische Unternehmen wie auch nahmhafte Artisten beteiligen sich an diesen Bemühungen.
Die private finanzielle Unterstützung erlaubt es, eine etwas nachhaltigere Hilfe zu erbringen.
Wenn man in den Gesprächen Nochlechka erwähnt, ist die NGO bei vielen bekannt.