Diese Verstorbenen, die gesund wieder auftauchen, haben Lebenswege, welche an Halloween erinnern.
Regelmässig wenden sich Menschen an uns, die irrtümlicherweise für tot erklärt wurden. Sie bitten uns um Hilfe, damit sie wieder “auferstehen” können, ihre Identität wieder hergestellt wird und sie ihren Pass zurückerhalten, sagt uns Alexej Swerdlow, der juristische Berater von Nochlechka.
Die unwahrscheinliche Wiederauferstehung
Wieder ins Leben zurückzufinden, nachdem man von den Behörden als tot erklärt wurde, ist schwierig, vor allem für Sans-Papiers, aber auch für alle andern, die keinen Zugang zu einer professionellen Beratung haben, betont Alexej Swerdlow.
Als “verstorbene” Person wieder in das administrative Leben zurückzukehren, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und das nicht nur in Russland. Aber in unserem Land, wenn man dazu noch keine Identitätspapiere hat, ist die Sache noch komplizierter:
Man wird zu einem Gericht geschickt, aber um dort Zugang zu erhalten, muss man die eigene Identität belegen…
Ein administrativer Friedhof
Maxim hat sich an die Behörden gewendet, um seine Identitätspapiere wieder herstellen zu lassen, so wie es ihm ein Nachbar geraten hatte. Seit dem Zusammenbruch der UdSSR hielt er es nicht für angebracht, das zu tun.
Der für die Dokumente zuständige Angestellte informierte Maxim darüber, dass er im Jahre 2006 für tot erklärt und sein spärliches Vermögen aufgeteilt worden sei.
Vor sehr langer Zeit hatte Maxim sein ganzes Vermögen seiner Frau überlassen. Sie hatten sich scheiden lassen, und Maxim verschwand von der Bildfläche. Seine Ex-Frau meldete ihn als vermisst und identifizierte später seine Leiche in der Leichenhalle.
Wie kann man einem lebenden Toten wieder eine Identität verschaffen?
Nach langen Verhandlungen mit den Behörden und mit der Hilfe seiner Ex-Frau ist Maxim auf gutem Wege. Die Behörden werden ihn wieder zum Leben erwecken.
Vor seinem Grab
Solche administrativen Tote gibt es nicht selten unter den Sans-Papiers. Da ist zum Beispiel Pawlow, der zweimal gestorben ist.
Das erste Mal an der afghanischen Front, dann 2017 in einer Leichenhalle, wo er von einem Mann erkannt wurde, der eine Leiche identifizieren sollte und sich geirrt hatte. Eine äusserst skurrile Angelegenheit.
Erst vor kurzem erfuhr Pawlow von seinem doppelten Tod, als er bei den Behörden seine Papiere verlangte.
Wissen Sie, ich ging auf den Friedhof. Dort hatte es einen Grabstein mit meinem Namen. Ich sage Ihnen, das ist schon ein sehr seltsames Gefühl.
Ein Brand als Rettung
Iwan hat Leningrad vor langer Zeit verlassen. Ohne sich um den Regimewechsel zu kümmern, lebte er in Uschaki, einem Dorf nicht weit von Sankt Petersburg entfernt. Dort gab es einen Brand. Unter den Toten glaubte eine Person Iwan zu erkennen. Und so wurde er als Verstorbener aufgeführt.
Einige Wochen später wird Iwan von der lokalen Polizei verhaftet. Er hatte etwas zu viel getrunken und zeigte dies etwas zu ausgelassen. Bei der Verhaftung teilte ihm die Polizei mit, dass er in den Flammen ums Leben gekommen sei.
Eine langsame Wiederauferstehung
Ihn wieder zum Leben zu erwecken, ist nicht einfach. Das Gerichtsverfahren findet in einer Region statt, die nur mit dem Zug erreichbar ist, und ohne Ausweis kann man kein Billett kaufen. Daher konnte Iwan an der ersten Verhandlung nicht teilnehmen. Für die zweite Verhandlung haben wir ihm das Zugticket gekauft. Seine Schwester hat uns begleitet. Der Richter war sehr verständnisvoll und hat uns die richtige Vorgehensweise erklärt. Wir sind zuversichtlich, dass Iwan wieder ein ganz normaler Bürger werden kann, sagt Alexej Swerdlow am Schluss.
Wir tun alles, um den Obdachlosen zu helfen. Unsere Aufgabe ist riesig. Unterstützen Sie uns, damit sie wieder Hoffnung schöpfen können.
Wichtig: Trotz der Boykottmassnahmen können wir unsere finanzielle Hilfe weiterführen.