Am Nachmittag des 22. August 2019 haben Kosaken in der Pyatnitsky-Gasse von Moskau Obdachlose angegriffen.
Abstossende Methoden
Plötzlich tauchten mehrere grosse Männer in Tarnanzügen und mit Gasmasken laut brüllend auf. Sie befahlen den Obdachlosen, sofort zu verschwinden.
Ohne zuzuwarten, übergossen sie diese mit Benzin, bespritzten sie mit Gassprays und schlugen sie mit Eisenstangen.
Kleine Grüppchen im Dienst der Macht
Von diesen „Kosaken“ mit ultranationalistischen Gedanken findet man zahlreiche Banden, über ganz Russland verteilt.
Schläger der Macht, verkünden sie ihre bedingungslose Unterstützung der Regierung von Wladimir Putin und bekämpfen ohne Zurückhaltung alles, das nicht ihren sozialen Kriterien entspricht: Randgruppen, Schwule, politische Gegner und, wie wir sehen, die Obdachlosen.
Schwere Verbrennungen im Gesicht
Alexei, eines der Opfer erzählt: Wir haben keine Zeit gehabt, um zu begreifen, was passiert. Diese Individuen sind gestikulierend über uns hergefallen, uns anschreiend, dass wir drei Sekunden haben, um abzuhauen, und haben uns angegriffen. Vier Personen haben schwere Verbrennungen im Gesicht, eine fünfte hat das Bein gebrochen.
Repressive Absicht
Dascha Baibakova, die Direktorin der Nochlechka-Niederlassung in Moskau, erläutert uns:
Dieser Vorfall ist alles andere als ein Einzelfall.
Die Politik des Staates gegenüber den Obdachlosen in Moskau beinhaltet keinerlei Hilfe für diese Personen, sondern diskriminiert sie.
Zweck des Manövers: diese Leute verjagen, sie anderwo hinbringen, sie verschwinden zu lassen. Welch ein Hohn, welcher Zynismus, wenn man doch weiss, dass die Obdachlosigkeit zum grossen Teil eine Auswirkung der staatlichen Politik ist, fügt Baibakova bei.
484’000 Franken für die Kriminellen
2018 hat dieses Kosaken-Grüppchen von der moskauer Regierung eine Subvention von 32,6 Millionen Rubel (484’000 Franken) erhalten, um mit den Obdachlosen zu „arbeiten“.
Der Betrag wurde „für die Umsetzung präventiver Massnahmen gegenüber Personen, die an Landstreicherei und Bettelei beteiligt sind sowie für soziale Hilfe für Bürger ohne Unterkunft“ bereitgestellt.
Polizeiliche Nachsicht
Am 5. Mai 2018 hat ein Journalist der Le Temps anlässlich einer Manifestation der Opposition festgestellt, dass die Polizei beim gewaltsamen Einsatz der Gruppe Nachsicht walten liess.
In der Folge der Schlägerei in der Pyatnitsky-Gasse hat die Pressestelle des Ministeriums für die Verteidigung der Hauptstadt mitgeteilt, dass zu diesem Thema nichts zu erwähnen sei.
Nochlechka reicht Beschwerde ein
Grigory Swerdlin, Präsident von Nochlechka, hat bestätigt, dass seine Organisation beim Service für sozialen Schutz eine Beschwerde einreichen würde, um die Gewalttätigkeiten in der Pyatnitsky-Gasse aufzuklären. Zudem würde er Erklärungen bezüglich der budgetierten Subventionen für die Aktivitäten der Kosaken verlangen.
Es gibt Zehntausende von Obdachlosen, unsere Aufgabe ist immens, unterstützen Sie Nochlechka.