Andrey A. erfroren

Eines Morgens ist Andrey Anatolyevitsch erfroren.
Am Abend hat uns dieser obdachlose Sans-Papier nur schwer erreicht. Einer seiner Leidensgefährten hat ihn zum „Kuschelewka“, zu unserem Überlebenszelt, geschleppt, hat ihm geholfen, diesen Hafen der Sicherheit zu erreichen.
Andrey Anatolyewitsch geht es nicht gut, als er sich mit letzter Kraft auf die Schaummatratze hinlegt.
Erschöpft durch seinen Kampf gegen die Kälte kann sein Körper nicht mehr.
Niemand bemerkt seine physische Verzweiflung, beinahe banal für jene, die dem Winter hilflos gegenüberstehen.
Alle, oder fast alle, sind sie erschöpft durch den winterlichen Überlebenskampf. Andrey Anatolyewitsch ist nicht der erste in diesem Zustand.

Um 07h30
Serguei, der diensthabende Zeltverantwortliche, berichtet uns von der Tragödie.
Jene Nacht habe ich Picketdienst. Erst am Morgen, als unsere Kunden mit einer warmen Mahlzeit im Bauch unser Zelt verlassen, habe ich diese Person bemerkt, die nicht aufsteht.
Ich habe mir gesagt: er muss sehr müde sein, dass er den durch seine Leidensgenossen verursachten Tumult nicht hört, man muss ihn schlafen lassen bis ich das Zelt für den Tag schliesse.

„In dem Moment, Andrey Anatolyewitsch, in dem ich dich geschüttelt habe, um dich zu wecken, hast du ein letztes Mal ein Stöhnen von dir gegeben und es war fertig. Du hast nicht gelitten, alles ist sehr schnell gegangen.

Das Leiden ist kein Schicksal
Meine erste Reaktion ist Verzweiflung, fährt Sergei fort, ein ruinierter Tag, ich will schlafen.
Die Verantwortlichen von Nochlechka kommen, gefolgt von den Bullen, dem Ermittlungskomitee.
„Andrey Anatolyewitsch, du verdirbst meinen Morgen“.
Angesichts dieser Unruhe habe ich eine Art Leere verspührt.
Dann habe ich mir gesagt: egal, was geschieht, unwichtig für meine Pause.
„ Es ist wichtig für mich, dass du menschlich behandelt wirst, Andrey Anatolyewitsch“.
Ich habe nachgedacht, in welchem Masse es ungerecht ist, dass Männer und Frauen unter solchen Bedingungen leben und manchmal sterben. Ihrem Schicksal überlassen, in der Kälte, in der Feuchtigkeit, in der Ausgeschlossenheit von unserer Gesellschaft, der Gleichgültigkeit des Staates.

Sogar, wenn es ein Samstag ist
„Weist du, Andrey Anatolyewitsch, es hat zu schneien begonnen, stark zu schneien. Sie haben deinen Körper draussen hingelegt, der Schnee bestäubt ihn langsam. Du kannst sicher sein, dass alle ihr Bestes geben, auch wenn es Samstag ist“.
Seinen schneebedeckten Körper betrachtend, habe ich auch gedacht: umso besser, dass die andern vor dem Winter flüchtenden nichts von diesem Tod neben ihnen bemerkt haben.
Sie, deren Moral gleich tief ist wie das Thermometer, hätte diese neue Tragödie noch mehr belastet.
„Als die Ermittler gegangen waren, habe ich den Schnee entfernt, der dich bedeckte, Andrey Anatolyewitsch und ich habe gedacht, dass alles in diesem Leben oberflächlich war.
Der Leichentransport ist gekommen. Du bist sorgfältig eingepackt und weggetragen worden. Eigenartigerweise waren an jenem Tag alle Menschen Menschen, die Professionnellen war Professionnelle.
Auf Wiedersehen, Andrey Anatolyewitsch …“

Die metereologischen Bedingungen sind so feindlich, dass man sich fragt, wie es möglich ist, dass sich ein solches Drama nicht jede Nacht wiederholt.

50 CHF Eine Nacht im Zelt für 10 Personen
100 CHF Eine Nacht im Zelt für 20 Personen
200 CHF Eine Nacht im Zelt für 40 Personen

Helfen Sie uns, ihnen während der ganzen langen Winterzeit zu helfen.

 

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