An der Grenze der Sklaverei

Die Geschichte von Sergei Milonov ist eine Zusammenfassung der Geschichten all jener Arbeiter, die in St. Petersburg ihre Situation verbessern wollen und dabei vollständig ausgebeutet werden.
Sergei, Urkrainer, vom Krieg im Donbass vertrieben, landet als Tourist in St. Petersburg, ohne Ausweise, die ihm erlaubt hätten, legal zu arbeiten.
Atomenergoprojekt, ein Institut für wissenschaftliche Forschung und Projektstudien, engagiert ihn mit dem Versprechen, seine Papiere gesetzeskonform zu machen. Gehalt 60’000 Rubel pro Monat (915 Franken).

„Sklavereiähnliche“ Tendenzen
Beim Zahltag erhält er nur 5’000 Rubel und man sagt ihm, dass die Differenz sehr bald nachbezahlt werde. Der Schwindel dauert vier Monate. Als Sergei sein Guthaben sowie die ordnungsmässigen Ausweise verlangt, wird er bedroht und von der Baustelle weggejagt. Sergeis Arbeitgeber ist für seine „sklavereiähnlichen“ Tendenzen bekannt, er wurde dafür bereits mehrmals angeklagt.
Atomenergoprojekt in St. Petersburg ist unter anderem Bauunternehmer des Laec-2, eines Atomkraftwerkes.
Mehrere Arbeiter haben die Verletzung von Bauvorschriften bestätigt wie z.B. Risse im Fundament. Das Kraftwerk wird täglich 200’000 Tonnen Dampf in die Atmosphäre ausstossen.

Der Staatsanwalt des Schiedgerichts der Stadt Sosnowy Bor hat Atomenergoprojekt für seine zahlreichen Verletzungen von Sanitär- und Brandverhütungsvorschriften sowie das Fehlen eines Trinkwassersystems, der Kanalisation, Elektrizität und einer Kantine für die Arbeiter angezeigt.

Die Arbeiter werden nicht entlöhnt, sie arbeiten 14 h pro Tag
Die ausgebeuteten Arbeiter kommen aus der Ukraine, aus Weissrussland und aus Tadschikistan. Oft ohne ordnungskonforme Papiere haben sie Angst, sich zu wehren. Die Russen ebenfalls.
Der Staatsanwalt kann erst nach Inbetriebnahme des Kraftwerkes agieren, weil er zur Zeit keine konketen Tatsachen besitzt.
Natürlich wurden an Premier-Minister Medwedev Briefe adressiert, der diese an die Bundesbehörde für Atomenergie (Rosatom) weiterleitete. Dessen Vize-Präsident hat darauf geantwortet, es sei alles in Ordnung.

Ein Dialog ist  nicht möglich
Es hat bereits zwei Strafverfahren gegeben und die Arbeiten wurden suspendiert. In der Folge wurde der Entscheid aus unbekannten Gründen aber aufgehoben.

Nochlechka wird aktiv
Nochlechka hat den Fall Sergei Milonov aufgenommen und bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft und beim Arbeitsinspektorat Klage eingereicht.
Für nichts.
Es blieb Nochlechka nichts anderes übrig, als zusammen mit den  Maltheser Sergei Milonov die Rückreise in sein Donbass zu bezahlen.
Diese Angelegenheit erinnert uns an Andrei Schapaev, den Nachtbus-Chaufffeur, der verschiedene Gerüchte betreffend Unterdrückung von Bürgern ohne Ausweise vernahm.

Lesen Sie auch das Schicksal von Olga und Wladimir aus Weissrussland, die ebenfalls wie Sklaven behandelt wurden.