Alexei Michailowitsch

Ich bin 64 Jahre alt, ich wohnte in der Region von Moskau. Yana, meine Tochter, spricht seit langem nicht mehr mit mir, erklärt Alexei, zerfurchtes Gesicht, im Empfangszentrum Moskau.
Ein Beispiel, eines mehr, das die Leichtigkeit aufzeigt, wie man um alles gebracht worden ist, sogar um seine Menschlichkeit.

Hereingelegt
2019 bin ich auf der Strasse gelandet. Ich hatte eine kleine Wohnung gekauft, ich konnte sie nie in Besitz nehmen, die Agentur hat mich vollständig getäuscht.
Ich hatte mein ganzes Vermögen dazu verwendet, dazu wurde gleichzeitig mein Lohn drastisch reduziert.
Ich arbeitete als Sicherheitsbeamter, ich verdiente monatlich 60’000 Rubel, (heute 79’000 Rubel, entsprechend 890 CHF).
Und plötzlich werden ohne Erklärung immer mehr Tage arbeitslos. Resultat: mein Lohn beträgt im Juni 2019 5’000 Rubel (heute 6’500 Rublel, entsprchend 73 CHF)
5’000 Rubel! Unmöglich, mit diesem lächerlichen Betrag über die Runden zu kommen, lehnt sich Alexei dagegen auf.
Wegen meiner Proteste treffe ich den Firmendirektor. Unter dem Vorwand, meinen Arbeitsvertrag zu überprüfen, nimmt er diesen, gibt ihn mir nicht mehr zurück und wirft mich raus, ohne eine Kopeke.
Was für ein Schurke!

Der Abschaum
Angesichts dieser Realität muss Alexei Michailowitsch sein gemietetes Zimmer verlassen. Er verliert seine Propiska und alle Möglichkeiten, sich zu verteidigen.
Alexei Michailowitsch befindet sich auf der Strasse, mit einem ungerechten Leben konfrontiert, wo das menschliche Leben nur ein Ziel hat: das zu überleben.
Plötzlich wird er für seine Freunde und seine Familie unerwünscht. Sie ziehen es vor, ihn vollständig zu ignorieren.
Um sich zu ernähren, die Abfalleimer der Resaurants, der Hotels. Um zu schlafen, einige verlassene Fabriken oder Häuser.
Im Winter manchmal Keller von Gebäuden, wo es ein bisschen weniger kalt ist.
Im Dezember 2021 wird Alexei Michailowitsch an der Haltestelle des Nachtbusses zum Umpfangszentrum von Nochlechka geleitet.
Dort findet man für ihn im Quartier ein Zimmerchen in einer Herberge. Während des Tages kommt er ins Zentrum, wo er sich physisch und moralisch erholt und wo die Anwälte beginnen, sich mit seinem Fall zu befassen.

Ein erbitterter Kampf
Seit über einem Jahr kämpfen wir dafür, dass die Löhne von Alexei Michailowitsch ausbezahlt werden, erklärt uns Xenia Boewa, die Anwältin von Nochlechka.
Ich habe eine Menge Belege zusammengetragen, welche den illegalen Charakter der Sicherheitsfirma belegt, wo Alexei arbeitete.
Ich habe Reklamationen und Klagen an das Arbeitsinspektorat verfasst in der Hoffnung, so zu den Zahlungen zu kommen. Umsonst.
Wir haben nun einen Gang höher geschaltet. Wir haben Klage eingereicht. Die Audienzen wurden mit nebulösen Begründungen endlos hinausgeschoben.
Wir haben aber nie aufgegeben.

Das Ende des Tunnels
Diese Woche hat das Gericht dem ehemaligen Arbeitgeber von Alexei angeordnet, 300’000 Rubel (3’770 CHF) zu bezahlen.
Dies ist bedeutend weniger als vorgesehen, unterstreicht Xenia. Weniger als Alexei zugestanden wäre, der durch das Fehlverhalten dieses korrupten Arbeitgebers in eine untragbare Situation gebracht wurde.
Ich bin jedoch zufrieden. Diese 300’000 Rubel helfen Alexei Michailowitsch, die Obdachlosigkeit zu beenden, einen würdigen Alltag wiederzufinden, einem Menschen entsprechenderes Leben.
Wir vergessen den Betrug beim Kauf der Wohnung nicht, dies stellt aber einen andern Kampf dar, mit dem wir uns ebenfalls beschäftigen, sagt die Anwältin abschliessend.

Unsere Aufgabe ist immens, helfen Sie uns, für mehr Humanität zu kämpfen.
Es gibt Hunderte von Alexei Michailowitschs. Wir sind auf ihre Unterstützung angewiesen, um ihnen zu helfen.
Ohne Sie ist nichts möglich.

Wichtig: Trotz der Tücken des Boykotts ist es uns immer noch möglich, unsere Unterstützungsbeiträge zu überweisen.

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