Gestützt auf das präsidiale Dekret vom vergangenen 29. Juli wird Russland systematisch alle Lebensmittel vernichten, die aus jenen Ländern kommen, welche Russland wegen des Ukraine-Krieges boykottieren.
Für Wladimir Putin spielt es keine Rolle, dass drei Millionen seiner Landsleute in grosser Armut leben und dass die von ihm so geliebten Babuschkas grosse Probleme haben, sich zu ernähren. Man muss dem Westen klarmachen, dass man auf ihn verzichten kann.
Diese Entscheide ordnen unter anderem die Vernichtung der Lebensmittel aus der Europäischen Union, aus Norwegen, Kanada, den Vereinigten Staaten und Australien an.
Die reinigenden Flammen
Für die mehr als sechzigtausend Personen, die in St. Petersburg ohne jegliche anerkannte Existenz leben und sich nur mit grossen Schwierigkeiten ernähren können, bringen diese politischen Massnahmen keinerlei Verbesserung für ihr Schicksal.
Die Protestschreie der russischen Nichtregierungs-Organisationen ändern da sicher nichts.
Der Fernsehkanal Rossiya 24 hat die Verbrennung von dänischem Fleisch ohne zu zögern „reinigende Flammen“ genannt.
Die angewandten Methoden sind dazu da, die öfffentliche Meinung zu beeinflussen.
Alexei Alexeienko, stellvertretender Direktor der Lebensmittelüberwachungs-Agentur hat am 3. August präzisiert: „Die Vernichtung der verbotenen Produkte wird durch irgendwelche Mittel erfolgen. Käse wird durch Bulldozer zerstört und in der Mülldeponie entsorgt“.
Der Kreml bezweckt mit dieser ultra-patriotischen Haltung, die russische Landwirtschaft anzukurbeln und damit eine gewisse Lebensmittel-Unabhängigkeit zurückzugewinnen.
In der Tat wird üblicherweise mehr als die Hälfte der in Russland konsumierten Lebensmittel importiert, hauptsächlich aus Ländern der Europäischen Union.
Um entsprechende Präsenz zu markieren, hat der russische Premierminister Dimitri Medwedev vorgeschlagen, die Liste der vom Embargo betroffenen Länder um Montenegro, Lichtenstein, Albanien, Island, Georgien und natürlich die Ukraine auszudehnen.
Dieses Embargo schockiert zahlreiche Russen
Etwa 265’000 Russen haben im Internet eine Petition mit der Bitte an die Obrigkeit unterzeichnet, die importierten Nahrungsmittel kostenlos an Bedürftige zu verteilen.
Gewisse russische Medien haben sich der Kritik angeschlossen.
Die liberale Tageszeitung Vedomosti nimmt an, dass die Vernichtung von Lebensmittel in einem Land mit so vielen Armen (22 Millionen Arme, entsprechend 16% der Bevölkerung) eher einer sinnlosen Geste gleichkommt als einem Misstrauensakt.
Grundlage für diesen Text ist ein Artikel der Tageszeitung Le Temps vom 6. August 2015.