Das ist ihr Verschulden

„Das ist ihr Verschulden“, eine Bemerkung, die man oft hört, wenn es um obdachlose Sans-Papiers geht.
Ist es aber wirklich ihr Verschulden? Seit langer Zeit stellt die Journalistin Anastasia Riabtsewa diese Frage. Sie sowie der Programmierer und Designer Paul Poworosnyuk haben beschlossen, ihre Rubrik „Monologe“ zu erweitern.

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Urteilen ohne Kenntnisse?
Haben sie wirklich die Wahl, diese Waisen ohne Identität, diese Opfer von Immobilienbetrügen, diese Kranken, welche lange im Spital ausharren mussten? Oder sind es nicht die Fehler der Behörden, welche diese Menschen auf die Strasse gezwungen haben? fragt Anastasia Riabtsewa.
Die Statistiken scheinen zu bestätigen, dass sich lediglich 2 bis 3% der Bewohner der Stasse selbst zu diesem Schritt entschieden haben.
Anastasia Riabtsewa ergänzt: Bevor wir ihnen leichtsinnig einen üblen Ausdruck nachschleudern, müssen wir etwas über ihr Leben kennen.
Aus diesem Grund präsentieren wir den Lesern von Nochlezhka und NSS eine Galerie von Porträts, die es erlaubt, nicht nur die Sans-Papiers, sondern auch die Freiwilligen besser kennenzulernen, die durch die schädlichen Auswirkungen der Propiska ebenfalls gefährdet sind, erklärt sie uns.

Alle sind Menschen
Anastasia: dieses Projekt ist vor allem ein Blick auf die Leute und ihren schwierigen Alltag.
Ich finde diese soziale Unterscheidung zwischen Aussenseitertum und Normalität absurd. Alle sind Menschen. Wie können wir über jemanden urteilen, ohne zuerst die Vorgeschichte zu kennen?  Von Anfang an jegliches Mitgefühl verweigern?
Das Ziel dieses Projektes ist es, die voreiligen und oft falschen Verurteilungen zu verhindern und das Wort dem Menschen zu geben.
Die Realisierung der Rubrik ist für mich eine echte Fundgrube, schliesst sie.
Viel Spass beim Lesen.