Warum?

Warum hat es die petersburger Verwaltung nötig, falsche Informationen bezüglich der geheizten Unterkünfte zu verbreiten?

 Zu schön, um wahr zu sein?
Das Ministerium der Stadt St. Petersburg für Notfälle gibt vor, für die Sans-Papiers geheizte Orte zur Verfügung gestellt zu haben, um sie vor der grossen Kälte zu schützen, welche die Stadt seit November 2016 im Griff hat. Lesen.
Auf seiner Internet-Seite bestätigt das Ministerium, dass es den Ausschuss der petersburger Sozialpolitik unterstützt. Mittels eines verlockenden Bildes und einer Liste von Einrichtungen lädt es die Obdachlosen ohne Ausweise ein, diese 13 bereitstehenden fixen Überlebensorte  aufzusuchen. Diese können über 300 Personen aufnehmen. Dazu kommen 5 temporäre Unterkünfte mit einer Kapazität von rund 140 Personen.

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Der Lockvogel
Die reellen Bedingungen sind weniger idyllisch.
Gemäss Nachforschungen von Nochlezhka können 5 Orte lediglich insgesamt 155 Personen aufnehmen, nicht aber die vom Ministerium erwähnten 400.
In seiner grosszügigen Offerte hat das Ministerium zudem die beiden Überlebenszelte eingeschlossen, welche Nochlezhka mit den bekannten Schwierigkeiten errichtet hat.
Warum also diese Desinformation durch das Ministerium?
Ist dies, um die zukünftigen Kritiken an der Tatenlosigkeit des Staates gegen die schreckliche Kältewelle abzuschwächen, welche die über sechzigtausend Obdachlosen bedroht?
Erlaubt diese Mischung aus Halbwahrheiten und Teillügen, einen Teil der Petersburger glauben zu machen, ihre Verwaltung sei kompetent und die NGOs und ihre Kritiken seien böswillig?

Eines ist sicher: diese sozio-politische Propaganda wenige Monate vor den Wahlen schützt in keiner Weise Zehntausende vor den Angriffen des Winters.

Die aktuelle Situation:
Im Bezirk der Admiralität stehen Verwaltungsräumlichkeiten für 20 Personen zur Verfügung. Um zugelassen zu werden, müssen die Obdachlosen ein Desinfektions-Zertifikat vorweisen. Sie erhalten eine warme Mahlzeit und können dort schlafen.
Im Bezirk Wasileostrowsky haben die angebotenen Lokale keine Heizung.
Im Bezirk Wyborg haben die Räume ebenfalls keine Heizung.
Im Quartier Kalinin handelt es sich um das Zelt von Nochlezhka.
Im Bezirk Kirowsky steht ein Zelt für ungefähr 20 Personen. Zur Zeit kann man sich dort aufwärmen, man erhält Tee und Instantnudeln. Unmöglich jedoch, die Nacht dort zu verbringen.
An der Finnlandstrasse im Quartier Kolpino gibt es ein Zelt für 15 bis 20 Leute. Es ist aber nicht geheizt und ohne Licht. Ein Tisch und eine Bank sind direkt auf den Schnee gestellt. Sonst gibt es nichts.
Im Quartiergebäude des Quartiers Krasnogwardeyskiy erhalten die Obdachlosen Tee und Instantnudeln. Sie können dort ohne Problem die Nacht verbringen.
Das Zelt im Bezirk Krasnoselsky hat keine Heizung, zudem dringt der Schnee überall herein.
Im Quartier Kronstadt kann der Obdachlose die Nacht verbringen. Auch dort erhält er Tee und Instantnudeln.
In der „Urbaubszone“ gibt es keine geheizte Unterkunft. Es ist möglich, in den Räumen der Sozialhilfe dieses Bezirks einige Stunden Schutz zu finden, die Angestellten müssen dazu aber vorgängig informiert werden. Es ist aber nicht erlaubt, die Nacht dort zu verbringen.
Im Quartier des Moskauer Bahnhofs ist es möglich, in den Räumen des Quartierhauses Tee zu bekommen und die Toiletten zu benützen. Übernachten ist ausgeschlossen.
Im Quartier Newsky steht ein Zelt für 4 Personen. Der Obdachlose kann dort eine Nacht schlafen. Das Zelt ist nur spärlich geheizt.
Im Quartier Petrogradsky kann sich der Obdachlose in den Räumen des Quartierhauses einige Stunden aufwärmen. Er erhält Tee und Nudeln. Unmöglich aber, dort zu schlafen.
Im Bezirk Petrodworets gibt es keinen Ort, um die Nacht zu verbringen.
Im Quartier Primorsky ist das ganze Jahr ein Zelt geöffnet, das etwa dreissig Leute beherbergen kann. Dieser Service ist ein Projekt der NGO Malteser und des Komitees für Sozialpolitik der Bezirksverwaltung von Primorsk.
Im Quartier Puschkino kann der Obdachlose in den Räumen des Departementes für Sozialhilfe Tee erhalten. Es ist aber nicht möglich, dort zu übernachten.
Im Bezirk Frunze schliesslich steht das Zelt von Nochlezhka.

Da stehen wir.

 Warum nur diese Desinformation durch das Ministerium?