Trotz der beiden Zelte von Nochlezhka sind am vergangenen 11. Januar zwei Obdachlose im Quartier Kupsino Opfer des weissen Todes geworden.
In Sankt-Petersburg wiederholt sich Jahr um Jahr aus denselben Gründen dieselbe Tragödie: der chronische Mangel an geheizten Unterkünften, um die zehntausenden von Obdachlosen und Bürgern ohne Ausweise aufzunehmen.
Die Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber den Opfern der Kälte ist allgegenwärtig, obwohl die Temperatur in Sankt-Petersburg heute gegen 15°C sinkt. Zwei Tote für den Moment.
Wie sagt doch Andrei Schapaev, verantwortlich für den Nachtbus: «es ist erstaunlich, dass es nicht mehr Todesfälle gibt; wir fragen uns jede Nacht, wie es diese Leute schaffen, um unter solchen klimatischen Bedingungen zu überleben…». Wie wir uns erinnern, wurden im speziell harten Winter 2012 insgesamt 1’042 Personen erfroren aufgefunden.
Dank ihrer Unterstützung können zahlreiche Leben erhalten bleiben
Im Winter 2013-2014 konnten Dank ihrer Grosszügigkeit 718 Männer, Frauen und Kinder in den Notunterkünften empfangen werden:
10% Frauen, 90% Männer, 36% aus Sankt-Petersburg, 10% stammen aus der Region, 47% kommen aus andern russischen Regionen und 7% waren in Ländern beheimatet, welche die ehemalige UdSSR bildeten. Das Durchschnittsalter beträgt 42 Jahre.
4 Franken pro Person und Nacht
Von Dezember bis März beläuft sich das Budget für ein Zelt auf 1’500’000 Rubel oder umgerechnet 43’500 Franken. Darin enthalten sind Heizung, Elektrizität, die warmen Mahlzeiten, Abfallentsorgung sowie die Entschädigung für die Sozialarbeiter.
Bis heute hat N.S.S. insgesamt 13’653 Franken für die Überlebenszelte übewiesen.
Auch diesen Winter zählen Hunderte erneut auf ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank für ihre grosszügige Solidarität PC 10-782369-3
Die Versprechen nicht eingehalten
Die Versprechen, welche die Verwaltung des Distrikts Frunsensky im Juni 2014 gemacht hat, wurden nicht eingehalten. Die Verwaltung verpflichtete sich, Nochlezhka beim Aufbau eines Zeltes in ihrem Distrikt zu unterstützen und die Kosten für die benötigte Elektrizität zu übernehmen.
Im November 2014, als alles für den Aufbau des Zeltes bereitstand, zog sich die Verwaltung jedoch von ihren Verpflichtungen zurück, «… dass die Elektrizität nicht budgetiert war…, dass…».
Diese Art von Meinungsumschwung, aber auch die völlige Interesselosigkeit der Verwaltung gegenüber den Obdachlosen ist nicht neu. Bereits 2009 war es so. Zum Artikel.
Winter um Winter versucht Nochlezhka deshalb mit ihren beschränkten Mitteln, das Notwendigste selbst zu realisieren und die geheizten Unterkünfte auf den Gebieten zu errichten, welche die petersburger Verwaltung während der kältesten Monate gnädig zur Verfügung stellt.
Total abgeschieden
Zur Zeit nehmen zwei Zelte die Obdachlosen auf.
Eines ist total abgeschieden, über vierzig Minuten von der nächsten Metrostation, unmittelbar neben der Ostsee in einem Quartier von Vasiliewsky. Rund zwanzig Personen treffen dort jede Nacht ein. Dies ist wenig. Angesichts der Abgeschiedenheit, des noch rauheren Klimas, der hohen Feuchtigkeit und der noch schlimmeren Kälte überrascht dies jedoch nicht.
Das andere steht in Wiborgskaya, wenige Schritte von der Untergrundstation entfernt. Gegen sechzig Personen finden sich dort jede Nacht ein.
Die in die Zelte geflüchteten Leute erhalten täglich zwei warme Mahlzeiten, Abendessen und Frühstück, wöchentlich eine ärztliche Untersuchung sowie Medikamente für die erste Hilfe. Zwei Sozialarbeiter begleiten sie und freiwillige Ärzte übernehmen die medizinische Betreuung.